Gala auf Georgisch fur eine Legende

Uber eine aufiergewohnliche Hommage zum 80. Geburtsjahr der georgischen Sopranistin berichtet Clauspeter Koscielny

Ein Fest wie ein Marchen aus Tausend und eine Nacht gab es zu Ehren der georgischen Sopranistin Lamara Chkonia in ihrer Geburtsstadt Batumi. Arrangiert war diese Geburtstagsgala mit internationalen Gasten und dem Beiwohnen des georgischen Prasidenten Mikheil Saakashvili im gerade eroffneten, prachtvollen Batumi Arts Center von ihren beiden Tochtern Eteri Lamoris-Chkonia und Natela Nicoli-Chkonia. Lamara Chkonia war in der damaligen Sowjetunion eine gefeierte Sangerin, international ausgezeichnet fur ihre Interpretation der Madama Butterfly und Vorbild fur viele junge osteuropaische Sangerinnen, die deren Gesangskultur, Technik und Gestaltungsvermogen erlernen woll-ten. An ihre beiden Tochter vererbte sie die Kunst des Singens, beide singweltweit gefragte Sangerinnen in ihrem Fach. Die Mezzosopranistin Natela Nicoli hat besonders in Osterreich ihr Wirkunkungsfeld gefunden, ist fur ihre Carmen vielmals ausgezeichnet worden und heute auch als Padagogin tatig. Die Sopranistin Eteri Lamoris trifft man u.a. als Violetta, Nedda und Lucia di Lammermooran den bedeutenden Opern-hausern und an der Seite von Stars der Opernszene. Sie arbeitet von Spanien aus auch als Managerin, Organisatorin und Regisseurin. Ihr ist der Gala-Abend in Batumi zu verdanken. Sie ging sensibel auf die Wunsche ihrer Mutter ein und prasentierte ein Fest vor uber 1000 Gasten, das kunstlerisch auf hohem Niveau stand und wie man es sich nicht professioneller arrangiert vorstellen kann.

Mit dem „Brindisi» aus Verdis Traviata begann der Abend musikalisch. Hier hatten ETERI LAMORIS . Diese festliche Einleitung samt Chor dirigierte schwungvoll DAVID MUKERIA. Dem sympathischen Moderator ENRICO STINCHELLI, der auch noch italienische Canzonen bot und bei „O sole mio» einen der „drei Tenore» gab, gesellte sich noch die mittlerweile nicht nur in Georgien bekannte.  Ein umjubelter Hohepunkt war die Seguidilla Variante mit gleich drei leidenschaftlichen Carmen-Sangerinnen (NATELA NICOLI, LUISA MAIER UND OLGA SLEPNEVA), die dem verblufften Don Jose (ENRICO STINCHELLI) sehr korperbewusst zeigten, was Verfuhrungskunst ist. Mit der Habanera zuvor bewies NATELA NICOLI ihre bekannten und bewahrten Qualitaten. Aus Spanien CARMEN MARIA RUIZ, sie sang ein beruhrendes „Vissi d’arte» und ein feuriges „Granada», wie auch GUILLERMO OROZCO CON­TRERAS, der sich auf der Gitarre mit „Me canse de rogarle» kunstvoll begleitete.

Fur den poetischen Teil war HENRI DOLIDZE mit seiner einschmiegsamen Erzahler-Stimme gekommen, und der Oscar-Preistrager GIANNI QUARANTA (der an diesem Abend fur seine Verdienste um Georgien vom Prasidenten auch eine Auszeichnung erhielt) fand wundervolle Worte des Dankes fur die Jubilarin. Zu Lamara Chkonias hinrei Bendem Gesang (eine historische Aufnahme von Saint-Saёns’,El ruisenor y la rosa») evozierte die Turnerin TATIA DONADZE mit ihrer kunstlerischen Gymnastik eine entruckte, zarte At- mosphare. Erwahnt werden muss unbedingt noch der Beitrag aus der georgischen Oper Daisi (von Zakhary Paliashvili) mit den herrlichen Stimmen des Chores und des Tenors Shalva Mukeria – hier war Heimat angesagt, und alle Herzen schlugen hoher! Jazzsangerin MAIA BARATASHVILI als Entertainerin hinzu und uberzeugte stark akklamiert mit ihrem Solo, einem grandios interpretierten „Sum­mertime» Aus der Ukraine kam OLGA SLEPNEVA mit einer fesselnden Azucena, die Georgierin SOPHIE GORDELADZE machte mit Gounods Juliette auf sich aufmerksam, und der georgierin Tenor SHALVA MUKERIA setzte seinen ausdrucksstarken Tenor als Werther bestens ein. Aus Deutschland kam LUISA MAIER mit dem Strauss-Lied „Zueignung» in der Orchesterfassung, das die Mezzosopranistin mit herrlichen Bogen und tiefer Texdurchdringung gab. Doch ihr suffisanthumorvoll vorgetragenes Couplet der Perichole gefiel besonders. Der franzosische Gast GARBINE INSAUSTI brachte Piaf-Chansons als Geschenk mit, wovon „Non, je ne regrette rien» alle Gemuter tief bewegte.

Eteri Lamoris’ Totaleinsatz fur den Gala-Abend wird positive Auswirkungen auf das Musikleben Batumis haben: Zusammen mit ihrer Schwester Natela planen sie im Art Center eine internationale Sommerakademie “Belcanto” fur Gesang zu etablieren.

Nachdem dann der President Lamara Chkonia die Aus­zeichnung, den King Tamar Orden, uberreicht hatte, stand nach uber drei Stunden gluckvoller Gala das groBe Finale an! Bei„Funiculi, Funicula» mit allen Mitwirkenden wurde die sichtlich geruhrte georgische Sopranlegende nochmals mit Blumen, herzlichem Applaus und Bravo Rufen formlich uberschuttet.